#16 - Irish Flute Tunes nach Gehör lernen

Hallo allerseits!

Hier einige meiner Gedanken darüber, wie man Melodien nach Gehör lernt.

Für mich gibt es ein paar verschiedene Aspekte, um eine Melodie nach Gehör zu lernen. Als Erstes die Erkennung der Tonart, dann folgt die Rhythmuserkennung und danach die Melodie selbst.

Tonerkennung:
Dies ist die Fähigkeit zu sagen, dass die Note, die Sie hören, eine G-Note, eine D-Note oder eine F-Note ist. Zudem müsst ihr in der Lage sein, eine A-Note die auf einer Geige oder Concertina gespielt wird, als solche zu erkennen.

Dies ist die grundlegendste und wesentlichste Voraussetzung für das Erlernen von Melodien nach Gehör. Trainiert selbst auf eurer eigenen Flöte, um den Unterschied zwischen den verschiedenen Noten zu hören. Um dies zu lernen könnt ihr die Töne auch mit einem Aufnahmegerät mitschneiden und wiedergeben. Langsame Tunes (Airs und Walzer) zu hören, ist ein guter Anfang.

Rhythmuserkennung:
Ihr müsst in der Lage sein zu erkennen, ob die Melodie in „zwei“ (2/4 oder 4/4) oder in „drei“ (3/4, 6/8 oder 9/8) gezählt wird.

Die Melodie selbst:
Darunter verstehe ich die Fähigkeit, eine unbekannte Folge von Noten anzuhören und herauszufinden, in welcher Taktart diese stehen, welche Tonart es ist, schlussendlich die Melodie des Tunes selbst zu hören und sich daran zu erinnern.

All dies sind Fähigkeiten, die durch ein spezielles Gehörtraining erworben werden können.
Versucht zunächst, die dominierende Note in einer bestimmten Melodie zu erkennen. Zum Beispiel ist das wiederholte Hören einer G-Note ein guter Indikator dafür, dass die Melodie in G-Dur gespielt wird. Wenn es G-Dur ist hat der Tune reine C-Noten. Konzentriert euch auch auf die letzte Note am Ende einer Zeile. In vielen Fällen ist diese ein guter Indikator für die Tonart des Tunes.

Versucht den Rhythmus der Melodie selbst zu fühlen. Lernt den Unterschied zwischen Jigs und Reels, sowie Hornpipes und Märschen zu erkennen. Wenn ihr Probleme habt den Takt zu fühlen, dann beobachtet die Mitmusiker. Sucht den aus, von dem ihr glaubt, dass er der Beste ist. Achtet auf offensichtliche Körperbewegungen in Bezug auf den Takt: Fußklopfen, Kopfwackeln, Schulterwackeln usw. Jedes Zucken hat seine eigene Geschichte ... aber das ist eine andere Lektion.

Versucht als nächstes, die höchste und die niedrigste Note des Tunes zu erkennen. Mit Zeit und Übung werdet ihr die Tonart, den Takt und den Tonumfang des jeweiligen Tunes erkennen.

Während sich euer Gehör entwickelt, werdet ihr auch ein paar Dinge über das Schreiben von Melodien lernen (die meisten Melodien sind in 8 Taktzeilen geschrieben, die sich wiederholen). Viele ältere Tunes verwenden kurze Phrasen mit vier Takten, die sich wiederholen. In diesen Tunes gibt es weniger Melodieteile an die man sich erinnern muss. Neuere Kompositionen verwenden in der Regel einen kontinuierlichen Notenfluss. Ihr werdet feststellen, dass einige Tunes schwierig zu merken sind, während andere ganz gut zu eurer Flöte passen. Es gibt so viele verschiedene Tunes...

Ich finde, dass gute Tunes Höhepunkte und Tiefen haben, gleich guten Gesprächen und Gedanken die Verbindungen bilden. So höre ich auch die Tunes. Ich höre tiefe bis hohe Töne, die durch die dazwischen liegenden Töne verbunden werden. Flötenfreundliche Tunes bewegen sich ohne grosse Sprünge von Note zu Note, während sich Geigenmelodien meist in Intervallen bewegen. Lernt den Unterschied zwischen den beiden zu hören, indem ihr auf eurer eigenen Flöte so übt, dass ihr sie voneinander unterscheiden könnt.

Jetzt, da ihr die Grundlagen für das Erlernen von Tunes nach Gehör erlernt habt, kommt der schwierige Teil. Ihr müsst lernen, euch zu entspannen, diese neuen Töne mit euren Ohren aufzunehmen und sie direkt in die Hände fließen zu lassen. Haltet euer bewusstes Denken so weit wie möglich aus dem Prozess fern. Ich weiß, dass es sich nach Zen anhört, aber hier ist meine eigene Erfahrung:

Beim Versuch, Schweizerdeutsch zu lernen (Baseldeutsch) habe ich festgestellt, dass Man verrückt wird, wenn man die gehörten Worte in seine eigene Sprache übersetzen will. Man muss "in" der Sprache bleiben, die man gerade spricht. So ist es auch mit den Tunes. Wenn ihr versucht die gehörten Noten zu "übersetzen", entfernt ihr euch vom Fluss der Melodie.

Beim Versuch während einer Session einen Tune nach Gehör zu lernen schließen viele Leute ihre Augen. Der Idee dahinter ist, durch das Entfernen des Sehsinns den Gehörsinn zu erhöhen. Ich empfinde es als Vorteil den Sehsinn mit zu nutzen und die Hände des Spielers zu betrachten, während der Tune gespielt wird. Dies hält mich auch mehr mit der zu lernenden Melodie verbunden. Mit der Zeit werdet auch ihr die Töne erkennen und den Rhythmus sehen, den die Leute auf anderen Instrumenten spielen. Offensichtlich funktionieren diese Techniken am besten, wenn man mit anderen Musikern „live“ zusammen spielt. Ich möchte damit nicht sagen, dass ihr den unbenutzten CD-Player zu Hause nur verständnislos ansehen sollt ...

Beschränkt euch nicht darauf, nur traditionelle Tunes nach Gehör zu spielen. Sucht eure Lieblingsmusik am Radio oder auf anderen Musikquellen. Es geht darum, Melodien nach Belieben zu erkennen und spielen zu können. "Mach dir keine Sorgen um die Tunes, die du nicht kennst. Du hast genug Zeit, sie zu lernen." Dies sagte mir vor Jahren mein lieber alter Freund Phil Moloughney (RIP) in seinem alten Cottage in Golden, Co. Tipperary.

Er hatte recht!