#11 - Lass mich los, lass mich gehen!

Spieltechniken für Holzflöte

Wart ihr jemals in einer Situation, in der ihr nicht wusstet, wann ihr loslassen sollt? Schliesst ein Projekt sauber ab, bevor ihr mit der nächsten großen Sache beginnt! Gebt euch die Gelegenheit, sozusagen von vorne anzufangen. Das passiert jedes Mal, wenn ihr beim Spielen eines Tunes von Note zu Note wechselt. Im letzten Tipp habe ich über die drei Unterabschnitte gesprochen, aus denen sich eine Note zusammensetzt: Der „Angriff (The Attack)“, der „Körper (The Body)“, das „Loslassen (The Release)“. Ich möchte mich auf das konzentrieren, was ich als den am meisten ignorierten dieser drei Punkte betrachte: Das Loslassen!

Wenn eine Note nicht sauber losgelassen wird, geschehen einige sehr unschöne Dinge: Es gibt kein wirkliches Ende der Note und ihr seid nicht in der Lage, die nachfolgende Note sauber zu beginnen („anzugreifen“). Während ihr spielt, möchten ihr euch auf die kommenden Noten vorbereiten, doch während ihr darüber nachdenkt was als nächstes kommt, beendet ihr die Note welche ihr gerade spielt oft nicht sauber. Ich weiß, dass diese Beschreibung sehr wortreich ist, aber ich hoffe, ihr versteht was ich meine.

Lasst es mich so sagen: Während ihr in der Kneipe sitzt, stellt der Barmann ein frisches Bier neben das, das ihr noch nicht ganz fertig habt. Ihr greift nach dem vollen und trinkt ein frisches Getränk, bevor ihr das alte Bier zu Ende bringt. Ich habe diese Erklärung vor ein paar Jahren bei einem Studenten benutzt. Er nickte nur zustimmend und sagte: "Biermetaphern machen für fast alles Sinn."

Dies gilt insbesondere für das Spielen der letzten Note vor einem Atemzug. Bringt diesen letzte Ton zu einem kraftvollen Ende, ERST DANN atmet ein. So bildet ihr einen „Release“, ein Loslassen. Als nächstes macht den Atemzug, genau so kraftvoll wie den Ton, den ihr gerade gespielt habt. Wenn ihr die nächste Note nach diesem Atemzug spielt, dann startet diese ebenfalls mit einem kleinen Druck. Indem diese drei kurzen Komponenten (Release, Atem, Attack) klar definiert sind, habt ihr diesem Abschnitt der Melodie einen klaren Ausdruck verleihen.

Empfohlene Übung:

Nehmt zum Beispiel den Hornpipe „Off to California“. Die meisten von uns kennen diesen Tune. Die ursprüngliche Spielart dieser Melodie ist ein DEF# -Triplett hin zu einer G-Note, gefolgt von einer weiteren G-Note. Spielt dieses Triplett bis zur ersten G-Note und haltet an. Tut dies ein paar Mal. Versucht nun, die G-Note zu stoppen, indem ihr den Luftstrom abschneidet und den Kiefer fallen lasst, so dass euer Mund offen ist. Stoppt abrupt den Luftstrom zur G-Note, indem ihr eure Bauchmuskeln anspannt. Tut dies mehrmals, bis es sich ganz natürlich anfühlt oder ihr zumindest das Konzept versteht. Jetzt fügt einen kurzen, kraftvollen Atemzug hinzu (deshalb habt ihr den Mund geöffnet). Übt das mehrmals. So übt ihr, ein starkes Loslassen (Release) zu spielen. Fügt an dieser Stelle die zweite der beiden G-Noten mit einem guten, starken Attack dieser Note hinzu. Ihr könnt dies praktisch jedes Mal tun, wenn ihr beim Spielen eines Tunes Luft holt. Diese Technik wird als "Release and Attack" bezeichnet und ist ein großartiges Werkzeug, um eurer Musik Form, Ausdruck und Swing hinzuzufügen.

Also lass es los Baby, lass es los, da wartet noch eine andere Note!!!